Die unterschiedlichen Sichtweisen der Stakeholder in einer Sanierung
Indikatoren und Symptome – Begleiterscheinungen in der Krise
Die Unternehmenssanierung ist ein höchst komplexer Prozess, den es zu strukturieren gilt
Das Schuldner-Unternehmen
Ausgangslage:
Ergebnis- und eskalierende Liquiditätskrise mit den typischen Innen- und Außenwirkungen für das Unternehmen
Reaktion:
- Zunehmender Kontrolldruck auf das Unternehmen und den Unternehmer
- Abfordern von belastbaren Daten durch wesentliche Gläubiger (Banken, Lieferanten, Mitarbeiter)
- Sanierungskonzept wird von den Banken i. d. R. einhergehend mit der Einschaltung eines Sanierungsberaters gefordert
- Wechsel der Bearbeitungsverantwortlichkeit bei den Hauptgläubigern
Ziel:
- Gewinnung der beteiligten Gläubiger zur Sanierung auf der Basis eines Sanierungskonzeptes
- Heilung von psychologischen Brüchen, konsensbildende Aktivitäten
Die Banken
Ausgangslage:
Ergebnis- und/oder Liquiditätskrise mit den typischen Innen- und Außenwirkungen für das Unternehmen und auf die Gläubiger
Symptome für die Bank:
- Schleppende Zuarbeiten für betriebswirtschaftliche Basisauswertungen, verspätete Abschlusserstellung, Verzögerung häufig durch Abgrenzungsthemen
- zunehmende Konditionsdiskussion bei Bestandsdarlehen
- Wegfall der Ausnutzung von Skontierungen
- nicht fälligkeitsgerechte Bezahlung von Verbindlichkeiten bei L&L, Zahlungsvereinbarungen auf gewöhnliche Verbindlichkeiten, Mahngebühren, Säumniszuschläge
- zunehmender Grenzbezug von Linienkrediten, Rücklastschriften
- Rückgang der Jahresumsätze bei gleichzeitiger Reduzierung absoluter Deckungsbeiträge
- schleppende oder ausbleibende Freisetzung von Anzahlungs-/Vertragserfüllungsbürgschaften
- „ausgebrannter“ Unternehmer
Die Lieferanten und Dienstleister
- zunehmende Konditionsdiskussionen
- Wegfall der Ausnutzung von Skontierungen, zunehmender Zugriff auf lange Zahlungsfristen
- nicht fälligkeitsgerechte Bezahlung von Verbindlichkeiten, Zahlungsvereinbarungen auf gewöhnliche Verbindlichkeiten, Mahnfrequenz
- zunehmender Grenzbezug von Lieferantenkreditlinien
- schleppende oder ausbleibende Vergabe von Avalen und Anzahlungen
- ausbleibende, verweigerte oder unklare Auskünfte über die eigene Situation
Der Insolvenzverwalter bzw. Sachwalter
- Ermittlung des operativen Kerns auf Basis integrierter Geschäftsplanungen und Controlling-Instrumente
- Gewinnung der Gläubiger und ihrer Organe für vollwerbende Fortführungsmaßnahmen
- dadurch und gesetzlich begründet höchste Anforderungen an Transparenz
- krisenbedingt in der Regel nachlaufende und undurchsichtige Datenlage
- in kürzester Zeit Gewinnung der Belegschaften für Fortführung und ggf. Restrukturierung
Die Berater – Steuerberater u.a.
- selbst Gläubiger und häufig in Haftungsgefahr
- Verlustangst des Mandates durch die Krise
- Berater weiß nicht mehr weiter, weil Krise außerhalb seiner Kernkompetenz
- bei langjähriger Mandatierung gewisser Objektivitätsverlust
- zunehmend komplizierte (fragwürdige) Testate und Fortführungsprognosen
Die Mitarbeiter
- Angst vor Arbeitsplatzverlust
- ggf. Rückstände bei Entlohnung und Gehalt
- häufig sich verstärkendes Misstrauen in die Unternehmensleitung
- wachsender Druck auf Arbeitnehmervertretung (Betriebsrat)
