Die Sanierungslösung im Eigenverwaltungsverfahren der HAKLE GmbH

Eine Blaupause für eine win-win-win-Lösung und Erfolgsreferenz gegen das gefürchtete Schreckgespenst der Insolvenz

Die Sanierungslösung im Verfahren der Hakle GmbH in einigen Absätzen zusammengefasst:

WIN 1 : Der Investor Sofidel mit Stammsitz in Italien übernimmt als einziges Asset im Rahmen der M&A-Transaktion die Geschäftsanteile an der Hakle Markenhaus GmbH und wird Eigentümer der hier geführten Marken mit einer mehr als 90-jährigen Tradition.

WIN 2: Der Erlös aus dem Verkauf dieser Markenrechte gewährleistet, dass die Insolvenzgläubiger mit einer respektablen Quotenregelung (im Vergleich zum alternativen Zerschlagungs-Szenario) bedient werden.

WIN 3: Der alte, sprich insolvente Rechtsträger firmiert künftig unter dem Namen Jung Papier GmbH und produziert mit dem vorhandenen Maschinenpark am Standort Düsseldorf weiterhin Hygienepapiere. Diese werden als Handelsmarke im Auftrag der größten Unternehmen des Einzelhandels in Deutschland und im Ausland hergestellt. Von den ehemals vorhandenen Arbeitsplätzen werden ca. zwei Drittel gerettet. Die Geschäftsführung und Gesamtverantwortung verbleiben in den Händen von Volker Jung. Die Energie- und Rohstoffrisiken aus dem Schuldnerunternehmen sind durch neu verhandelte Verträge eliminiert worden. Darüber hinaus erwirtschaftet das neue Unternehmen ausreichend Liquidität um ein Investitionsbudget, mit dem in den kommenden Jahren der Maschinenpark am Standort in Düsseldorf-Reisholz modernisiert werden soll, zu finanzieren.

Der Anschein liegt nahe: Was für ein Erfolg! Das war ja einfach und dabei völlig unerwartet. Alle Beteiligten können aufatmen. Es geht weiter. Das Sanierungsverfahren kann bereits nach knapp 9 Monaten aufgehoben werden. Der bisherige Geschäftsführer/Gesellschafter erhält alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Neustart – wenn auch ohne die Marken, aber mit starker Kompetenz und neuen Konzepten.

Krise bedeutet gleichzeitig auch Chance. Dieser Satz ist auf den Webseiten von Beratern oder Anwälten, in Fachbeiträgen, in Unternehmer-Foren oder in so manchem redaktionellen Beitrag in Tageszeitungen zu lesen. Dort heißt es so oder sinngemäß: Jedes Sanierungsverfahren bietet neben allen Herausforderungen, die unter Druck zu meistern sind, auch Chancen. Die Insolvenz bedeutet nicht das endgültige Aus für das betroffene Unternehmen.

Soweit die Theorie. In der Praxis zeigt sich, dass vom gesamten externen Beraterteam, das in Eigenverwaltungsverfahren meist aus dem Sachwalter, diversen Fachanwälten, spezialisierten Sanierungsberatern, Gutachtern, Finanzierungsexperten und M&A-Spezialisten besteht, insbesondere Kreativität und Flexibilität in der Gestaltung einer individuellen und konsensfähigen Sanierungslösung gefragt sind. Brancheninsider bestätigen: Eine Sanierungslösung von der Stange gibt es nicht. Denn jedem, vorab hart erarbeiteten Insolvenzplan muss am Ende die Gläubigerversammlung zustimmen, um den Weg in eine neue Zukunft für das ehemalige Schuldnerunternehmen freizumachen.

Fakt ist und das gilt ohne Ausnahme: Am Anfang eines sich anbahnenden Insolvenzverfahrens regieren Unsicherheiten und Ängste. In der Geschäftsleitung, in der Belegschaft und in deren Familien, aber auch in Kunden- oder Lieferanten- bzw. Gläubigerkreisen. Die Gerüchteküche brodelt. Jeder weiß ein bisschen. Keiner etwas Konkretes. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Insolvenz-Antragsstellung öffentlich bekannt gemacht wird. Im Fall von HAKLE war es der gerichtliche Anordnungsbeschluss zur vorläufigen Eigenverwaltung vom 02.09.2022.  Am Montag, den 05.09.2022, haben alle Tageszeitungen und Wirtschaftsmagazine darüber berichtet, dass mit der Antragstellung von HAKLE das erste Opfer in einer womöglich längeren Kette von relevanten Unternehmen in die Knie geht aufgrund der Auswirkungen der Energiekrise. Sogar im Bundestag wurde zur Causa HAKLE debattiert.

Seitens der Politik war jedoch im September 2022 keine nennenswerte Hilfe zu erwarten. Auf dem Energiebeschaffungsmarkt herrschte teilweise Chaos, weil niemand voraussagen konnte, wie sich vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine die Angebotsressourcen auf der einen Seite und die Nachfragepreise auf der anderen Seite entwickeln würden.

Für die Betriebsfortführung der HAKLE GmbH im vorläufigen Eigenverwaltungsverfahren galt es, die betroffenen Stakeholder mit einer möglichst umfassenden Geschäftsplanung ins Boot zu holen, Ruhe und Professionalität in die insolvenzbedingt veränderten Geschäftsabläufe zu bringen und Vertrauen für eine neue Zukunft unter veränderten Rahmenbedingungen aufzubauen. Die große Frage stand im Raum: „Unter welchen Prämissen kann die HAKLE GmbH auch weiterhin rendite- und wettbewerbsfähig bleiben und damit sanierungswürdig sein?“

Das Ergebnis aus der engagierten Zusammenarbeit zwischen AMBG, Eigenverwaltung, Betriebsrat, Sachwalter und allen anderen Beratern war ein hochkomplexes Geschäftsplanungs- und Liquiditätsüberwachungs-System mit verschiedenen Szenarien, in denen bis auf die Ebene der Wertschöpfungskette alle Parameter des Produktionsprozesses analysiert und neu justiert wurden.

Den Planungsprozess führte und verantwortete die AMBG in der Rolle des betriebswirtschaftlichen Beraters an der Seite des Eigenverwalters und Sachwalters. Insbesondere der AMBG-Senior Consultant, Peter Brauer, war neben den AMBG Geschäftsführern, Jörg Heus und Daniel Mann, und weiteren AMBG-Berater:innen unermüdlich vor Ort im Einsatz, um alle Weichen auf Erfolg zu stellen, notwendige Kommunikationsbrücken zu bauen und die Betriebsfortführung auch nach Eröffnung des Verfahrens am 01.12.2022 abzusichern.

Der Sanierungsberater und Bilanzierungs-Spezialist, Peter Brauer, ist in Fachkreisen für seine langjährigen Restrukturierungserfahrungen bekannt und geschätzt. Bevor er die AMBG verstärkte, war er u.a. in verantwortlicher Position in den Sanierungsverfahren der REGE Motorenteile GmbH und der DRADURA GmbH auf Seite der Eigenverwaltung tätig. Seine gesammelten Erfahrungsschätze gibt er nun in Beraterfunktion an andere Eigenverwalter weiter.

Volker Jung lobt die Zusammenarbeit mit der AMBG:

„Die AMBG, allen voran Herr Heus, Herr Mann und Herr Brauer, haben wesentlich zum Gelingen der Transaktion beigetragen.

Ihr positiver Einfluss zeigte sich sowohl bei der Erstellung des Geschäftsplanes für die Investorenansprache im M&A-Prozess als auch bei der Aufbereitung aller Betriebsfortführungs- und Planungsdaten, die in den Insolvenzplan eingebunden wurden.

Rückblickend sind wir dankbar, dass das zeitnahe AMBG-Management der Geldströme und die Generierung von zusätzlichen Liquiditätsreserven die schnelle Verfahrensaufhebung und die Einigung mit allen Beteiligten begünstigt haben“.

Das außergewöhnliche Sanierungsverfahren von HAKLE macht deutlich, welche Gestaltungsmöglichkeiten im Entscheidungskorridor des Insolvenzrechts mit kreativen Sanierungsstrategien und guter Kommunikationsarbeit – bis hin zum Investor möglich sind. HAKLE ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich ein gerichtliches Eigenverwaltungsverfahren lohnt – trotz aller Herausforderungen für alle Beteiligten und verbundenen Kosten.

Der finale Erfolg für die Eigenverwaltung, die HAKLE-Belegschaft und alle sonstigen Stakeholder war nur in vertrauensvoller und konstruktiver Teamarbeit möglich. Daher gilt unser Dank an dieser Stelle folgenden Akteur:innen:

  • White & Case LLP:  Dr. Jan-Philipp Hoos, Executive Partner (Sachwaltung)
  • Kanzlei McDermott Will & Emery LLP: Dr. Matthias Kampshoff und Dr. Marc Oberhardt (Verfahrensbevollmächtigte im Auftrag der Eigenverwaltung)
  • Saxenhammer & Co. Corporate Finance GmbH: Thomas Lehmann (M&A-Transaktion)
  • AMBG Adiutor Management- und Beratungsgesellschaft mbH:  (Liquiditätsüberwachung, Geschäftsplanung, Fremdrechte, Unterstützung bei Verhandlungen mit Kunden und Gläubigern, Gesamtkoordination in der Betriebsfortführung, buchhalterischer Support)
  • Jörg Heus, Daniel Mann, Peter Brauer, Jasmin Menk, Thoralf Bauroth, Sebastian Scholz, Dorett Küchenmeister
Peter Brauer - Senior Consultant der AMBG

Eine feste Säule im AMBG-TEAM: Peter Brauer

Weitere Informationen auf Bedarf gerne via: dialog@ambg.de



Der Diplom-Kaufmann Peter Brauer ist seit 2022 für die AMBG aktiv. Zuvor meisterte er erfolgreich in der Rolle der Eigenverwaltung die Sanierungsverfahren der REGE Motorenteile GmbH und der DRADURA GmbH. Seine tiefgreifenden und selbst erlebten Praxiserfahrungen im aktiven Krisenmanagement und seine besonderen Fähigkeiten in der Geschäftsplanung, Bilanzanalyse und Bewertung von Unternehmen kommen ihm heute in der Beraterrolle im Rahmen der Gesamtsteuerung von Sanierungsverfahren zugute.

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